MedDEV News (ZYK). Es ist eigentlich erschreckend: Fast 58 Prozent der Deutschen wissen nicht,
dass Antibiotika nur gegen bakterielle Infektionen wirken. Und mehr als jeder
Vierte glaubt nicht daran, dass das frühzeitige Absetzen eines Antibiotikums
dazu führen kann, dass es beim nächsten Mal nicht mehr wirkt.
Diese Unkenntnis kann dazu
beitragen, dass Antibiotika in nicht wenigen Fällen falsch angewendet werden.
Das ist das Resultat einer repräsentativen Umfrage des Deutschen
Gesundheitsmonitors des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH) im 2.
Quartal 2017. "Wir sehen daran, wie wichtig es ist, die Bevölkerung über
das Thema Antibiotika besser aufzuklären. Dabei sind durchaus auch die Ärzte
gefordert", sagt Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH.
Nicht
nur Unkenntnis birgt Gefahr
Zwei von drei Männern (65
Prozent), aber nur jede zweite Frau (51 Prozent), haben bei der Frage nach der
Wirkung von Antibiotika entweder gar keine Idee oder eine falsche Antwort
parat: dass nämlich Antibiotika auch gegen virale Infektionen, gegen
bakterielle und virale Infektionen oder gegen keine der beiden Infektionsformen
geeignet seien. Die richtige Zuordnung steigt mit dem Bildungsniveau: Während
nur 32 Prozent der Personen mit Hauptschulabschluss und 34 Prozent mit
Realschulabschluss die richtige Antwort gaben, waren es bei den Menschen mit
Abitur oder Fachabitur schon 57 Prozent und bei den Akademikern sogar 69
Prozent.
Auch der korrekten Aussage, dass
ein vorzeitiges Absetzen von Antibiotika die Bildung von Resistenzen bei
Erregern fördern kann, stimmten mehr Frauen als Männer zu (61 Prozent gegenüber
55 Prozent).
10 Prozent derer, die schon
Antibiotika genommen haben, geben zu, bereits einmal oder mehrmals Antibiotika
verwendet zu haben, die ihnen für diesen Fall nicht vom Arzt verschrieben
worden waren. Das ist schlimm. Schlimm ist aber auch, dass anscheinend
auch Ärzte sich nicht der Risiken und Nebenwirkungen bestimmter
Antibiotikapräparate bewusst sind.
Aufklärungsbedarf
steigt: Auf Seite der Patienten wie auch auf Seite der behandelnden Ärzte.
Woher können diese Medikamente
kommen? Bei 26 Prozent derjenigen, die bereits Antibiotika verwendet haben, ist
es schon einmal oder mehrmals vorgekommen, dass sie mindestens eine
angebrochene Antibiotika-Packung im Arzneimittelschrank hatten. Zur
Vorratshaltung bei Antibiotika tendieren vor allem Personen unter 30 Jahren.
"Ganz wichtig ist es, nur vom
Arzt verschriebene Antibiotika einzunehmen, und das auch nur so, wie der Arzt
das vorsieht. Denn nur dann kann die Therapie wirken. Im anderen Fall droht
zudem die Gefahr, dass resistente Erreger entstehen", meint Kroch.
Vor allem multiresistente, also
gegen mehrere gängige Antibiotika unempfindliche Erreger verleihen dem Thema
eine besondere Brisanz: "Wegen dieser Resistenzen benötigen wir eine
Vielfalt an Antibiotika. Breitspektrum-Antibiotika für die Fälle, in denen kein
Test auf den Erreger gemacht wird, zum Beispiel, weil die Therapie unverzüglich
eingeleitet werden muss, und Schmalband-Antibiotika nach Erregertest für einen
gezielteren Einsatz. Ebenso notwendig ist ein möglichst umfangreiches Angebot
an Darreichungsformen, zum Beispiel, weil ältere Patienten oft schlecht
Tabletten schlucken können", so Kroch.
Wichtig
aber ist es auch, die Verabreichung von Antibiotika streng zu überwachen. Und
dies nicht nur in der Humanmedizin. Veterinärmediziner und Agrarwirtschaft und
die Politik sind hier ebenfalls gefordert.