MedDEV News (ZYK). DFSI Ratings hat - wie schon in den
vergangenen Jahren - alle in Deutschland aktiven Privaten Krankenversicherer
hinsichtlich Substanzkraft, Produktqualität und Service untersucht. Bei diesem
aktuellen DFSI-Qualitätsrating kam die Allianz auf Platz 1, dahinter Signal
Iduna und Barmenia.
Die Bundestagswahl ist vorbei - privat
Krankenversicherte können also aufatmen. Am bestehenden dualen System aus
Gesetzlicher und Privater Krankenversicherung (PKV) wird wohl nicht gerüttelt.
Denn künftig dürfte Deutschland von einer Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP
und Grünen regiert werden. Unter den "Jamaikanern" befürworten jedoch
einzig und allein die Grünen das Konzept einer einheitlichen Bürgerversicherung
für alle. Dieses würde langfristig zumindest zum Ausbluten der PKV führen. Die
Union will dagegen am bestehenden System festhalten, die FDP fordert sogar, die
PKV zu stärken.
Niedrigzinspolitik schwächt PKVs
Doch auch ohne die Drohkulisse einer
Bürgerversicherung hat die PKV derzeit genügend Probleme. Das größte: Die
Niedrigzinspolitik der Europäischen Notenbank. Denn die PKV-Anbieter legen
einen Teil der Kundengelder am Kapitalmarkt an - etwa für
Alterungsrückstellungen, mit denen die Beiträge ihrer Versicherten im Alter
stabilisiert werden. Werfen diese Anlagen, inzwischen rund 245 Milliarden Euro,
nicht mehr die einst prognostizierten Renditen ab, müssen die PKV-Tarife neu
kalkuliert werden, so verlangt es der Gesetzgeber. Die Folge: steigende
Beiträge. "Auch die immer längere Lebenserwartung und teure Innovationen
im Pharmabereich lösen Kostensteigerungen im Gesundheitswesen aus, die seit
Jahren über der allgemeinen Inflationsrate liegen", sagt Sebastian Ewy,
Senior Analyst der DFSI Ratings GmbH: "Diese muss die PKV ebenfalls
auffangen." Die einzige Stellschraube hierfür ist der Beitragssatz. Denn
einfach Leistungen streichen, geht in der PKV nicht, sind diese doch in jedem
Tarif auf Dauer fixiert.
Wer neu in die PKV eintreten oder seinen
Versicherer wechseln will, kann sich mit Hilfe des aktuellen
DFSI-Qualitätsratings über Qualität und Substanzkraft der einzelnen Privaten
Krankenversicherer informieren. Denn die Kosten von Versicherungsprodukten -
und damit die zu zahlenden Beiträge - hängen ganz entscheidend von der
Substanzkraft des Anbieters ab. Diese gibt Aufschluss darüber, wie
wahrscheinlich es ist, ob ein Versicherer auch künftig stabile oder moderat
steigende Beitragssätze bieten kann.
Gravierende Unterschiede in der Substanzkraft der PKV-Versicherer
"Vor Jahren konnten wir kaum größere
Unterschiede in der Substanzkraft der PKV-Versicherer feststellen. Doch
inzwischen gibt es hier wegen der langen Niedrigzinsphase gravierende
Unterschiede", erläutert DFSI-Studienleiter Ewy. Und das hat Folgen für
die Kunden: "Eine Private Krankenversicherung läuft meist über Jahrzehnte.
Da ist es wichtig, schon beim Abschluss zu klären, ob der Versicherer auch in
20, 30 oder 40 Jahren, wenn der Kunde im Alter höhere Gesundheitskosten
verursacht, die einst eingegangenen Verpflichtungen voraussichtlich erfüllen
kann. Und das bitte ohne überdurchschnittliche Beitragssteigerungen."
Einen Hinweis darauf, ob das möglich sein
wird, liefert die Substanzkraftquote. Diese wird für das DFSI-Qualitätsrating
aus Kennzahlen wie Eigenkapital, Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen
(RfB), Stillen Reserven/Lasten sowie der Summe der Alterungsrückstellungen
errechnet. Zudem wird die Schadensquote mit und ohne
Altersdeckungsrückstellungen analysiert. Ebenso die Verwaltungs- und
Abschlusskosten. "Wir untersuchen zudem, wie rentabel der Versicherer die
ihm anvertrauten Gelder anlegt. Dafür betrachten wir die Nettoverzinsung der
Kapitalanlagen", berichtet Versicherungsexperte Ewy. Denn die
Nettoverzinsung wird für die Beitragsstabilität immer wichtiger. Die
Kapitalerträge erreichen inzwischen bis zu 30 Prozent der Beitragseinnahmen und
mehr. So kann ein schlechteres Kapitalanlageergebnis schnell zu höheren
Beiträgen führen. Auch Marktanteil und Entwicklung der Mitgliederzahl werden im
DFSI-Qualitätsrating berücksichtigt. "Es macht über die Jahre schon einen
gravierenden Unterschied, ob ein Versicherer Kunden hinzugewinnt oder
verliert", weiß Ewy.
Übrigens: Bei der Bewertung der Substanzkraft
gab es eine inhaltliche Änderung: Erstmals wurde die von Aufsichtsbehörden
geforderte Solvency_II-Quote (kurz SCR-Quote) berücksichtigt. "Allerdings
nur als Hygienefaktor", sagt Studienleiter Sebastian Ewy. Lag die
bereinigte SCR-Quote unter 100 Prozent, sah das geänderte Studiendesign vor,
vom ermittelten Substanzkraft-ergebnis 50 Punkte abzuziehen. "Dies
erscheint uns gerechtfertigt, da solche Unternehmen derzeit die geforderten gesetzlichen
Vorgaben nicht ohne Übergangsmaßnahmen erfüllen", erläutert Ewy. Jedoch
musste bei den PKV-Versicherern die neue Regel nicht angewendet werden. Anders
als bei den ebenfalls untersuchten Lebensversicherern (siehe Pressemitteilungen
vom 14.09.2017 und vom 19.10.2017) erfüllten alle untersuchten PKV-Anbieter die
gesetzlichen Vorgaben ohne weiteres. "Die Privaten Krankenversicherer sind
in Sachen Finanzkraft sehr solide aufgestellt", lobt denn auch
Versicherungsexperte Ewy.
Substanzkraft und Produktqualität
bedingen sich gegenseitig
"Eine fehlerhafte Produktgestaltung und/oder
eine unzureichende Risikoselektion senken mittel- und langfristig die
Finanzkraft des Versicherers," erläutert Experte Ewy. Zur Ermittlung der
Produktqualität greift er deshalb auf Produkttests Privater Vollkostentarife,
Privater Kranken-Zusatzpolicen sowie Pflegeversicherungen zurück, die vom DFSI
Deutsches Finanz-Service Institut durchgeführt worden sind. Zudem wird die
Vielfalt des Produktangebots bewertet.
Der Service ist die dritte Komponente der
umfassenden Qualitätsbeurteilung durch das DFSI. Denn Service gegenüber
Vermittlern und Versicherten ist für transparente und innovative Versicherer
wichtig, um sich positiv von der Konkurrenz abzuheben. Hier hat die DFSI Ratings
GmbH auf die Bafin-Beschwerdestatistik und auf DFSI-Tests zu
Gesundheitsservices zurückgegriffen.
In der aktuellen DFSI-Studie zur Qualität von
allen 34 in Deutschland tätigen Privaten Krankenversicherern werden
Substanzkraft und Produktqualität mit jeweils 40 Prozent gewichtet. Der Bereich
Service fließt mit 20 Prozent ins Qualitätsrating ein. Die Ergebnisse: Platz 1
geht wie in den Vorjahren an die Allianz Private Krankenversicherung. Sie
erzielte übrigens als einziger Versicherer die Gesamtnote "Exzellent
(0,9)". Am zweitbesten schnitt die Signal Iduna Krankenversicherung mit
der Note "Sehr Gut (1,3)" ab, knapp dahinter die Barmenia
Krankenversicherung ("Sehr Gut (1,4)"). Mit AXA Krankenversicherung,
DKV Deutsche Krankenversicherung, HanseMerkur Krankenversicherung sowie der R+V
Krankenversicherung bekamen weitere vier PKV-Anbieter die Gesamtnote "Sehr
Gut (1,5)".
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Quelle: obs/DFSI Ratings GmbH
Über DFSI: DFSI Ratings GmbH ist eine unabhängige Agentur für Qualitätsratings im Versicherungssektor. DFSI Ratings GmbH bietet seit 2014 Qualitätsratings an, die aus Sicht von Privatkunden die Unternehmensqualität von Versicherern und Gesetzlichen Krankenkassen darstellen. Dabei werden keine Bonitätsratings für Investoren und/oder Anleger erstellt. DFSI Ratings GmbH hat bei Versicherern und Gesetzlichen Krankenkassen mit über 100 Ratings die höchste Abdeckung veröffentlichter Qualitätsratings im deutschen Markt. |